Im Kino des Filmmuseums im Münchner Stadtmuseum am St.-Jakobs-Platz 1 läuft vom 21. bis 24. Januar 2010 die Reihe „FilmWeltWirtschaft 5“.
In Kooperation mit der Münchner Initiative CSR (Corporate Social Responsibility) findet die Reihe FilmWeltWirtschaft zum fünften mal im Filmmuseum statt. Die Filmreihe zu Globalisierung, Arbeit und Unternehmensverantwortung thematisiert diesmal mit dem äußerst aktuellen Schwerpunkt „Geld“ die gesellschaftliche, politische oder persönliche Bedeutung des häufig virtuellen Tauschmittels. Insgesamt fünf lange Dokumentarfilme, vier Kurzfilme und ein Spielfilm werden gezeigt. Eröffnet wird die Reihe am 21.1. 2010 um 19.00 Uhr mit dem Vortrag „Die Farbe des Geldes“ des Filmwissenschaftlers Hermann Barth, der mit zahlreichen Filmausschnitten den filmästhetischen Wandel des langen „Öko“-Dokumentarfilms im Laufe der Jahrzehnte zum Thema hat.
Do. 21.01.10 19:00 Uhr
Die Farbe des Geldes
zur Dramaturgie und Rhetorik im „Öko-Film“- Vortrag von Hermann Barth
„We Feed The World“, “Let’s Make Money”, „The Oil Crash“, “Capitalism: A Love Story”… – kritische Dokumentarfilme zur ökonomischen und ökologischen Krise sind ein boomendes Genre. Wie aber filmt man „Geld“ und „Kapital“? Wie lassen sich ökonomische Zusammenhänge sichtbar machen? Und welcher Börsianer lässt sich schon über die Schulter sehen? Es geht, neben der Beschreibung von skandalösen Fehlentwicklungen, um das Aufzeigen von Handlungsalternativen, um Ethik und Moral, um Selbstversicherung, das Nachdenken über Werte und Normen. Vom Traktat über den Essay zum Infotainment, von der Systemkritik über die Satire zur praktischen Weltverbesserung… Wie gewinnen diese Filme ihr Publikum? Mit welchen Mitteln versuchen sie zu überreden und zu überzeugen? Ein filmwissenschaftlicher Versuch mit Beispielen.
Fr. 22.01.09 18:30 Uhr
Goldmund
Deutschland 2005 – Regie: Herlinde Koelbl – 3 min – eine experimentelle Collage mit vielen Mündern und nur einem Thema: Geld.
Well Done
Schweiz 1996 – Thomas Imbach – 74 min, OmU
In einem Kreditkartenunternehmen sind über 1200 Menschen damit beschäftigt, die täglichen Milliarden im Schweizer Geldverkehr zu kontrollieren. Die virtuelle Welt und die abstrakte Fachsprache hinterlassen dabei auch im Privatleben der Mitarbeiter ihre Spuren. Labyrinthische Gebäude, Sprachfetzen, sich wiederholende Gesten und Blicke sind in einer seriellen Montage zu einem dichten Bild-Ton-Gefüge verwoben und zeigen die subtile Gewalt der elektronischen Technologien.
Fr. 22.01.10 21:00 Uhr
Die Seele des Geldes
BRD 1987 – Regie: Peter Krieg – 135 min (3 Teile à 45 Minuten: Geld-Schöpfung, Schuld-Fragen – Not-Geld) Peter Kriegs nüchterner, aber hellsichtiger Dokumentarfilm analysiert die historische Bedeutung des Geldes und die ökonomischen Zusammenhänge der globalen Wirtschaft: eine Einführung in die Geschichte des Geldes am Beispiel von Togo und Bolivien, Exkurse über die Börse, die Bedeutung der politischen Führer für die nationale und weltweite Wirtschaft, die tatsächliche Rolle des Internationalen Währungsfonds (IWF). Der Film verbindet die Verschuldung der Dritten Welt in den siebziger Jahren mit unsinnigen Industrieprojekten und einer realitätsfernen Einschätzung ökonomischer Kräfte. Schon die damalige Schuldenkrise war eine logische Konsequenz unseres Wirtschaftssystems, die Angst der Banken und Börsianer vor dem großen Zusammenbruch vorhersehbar.
Sa. 23.01.10 18:30 Uhr
Peters Prinzip
Deutschland 2007 – Regie: Kathrin Albers, Jim Lacy – 5 min – Trickfilm über den schwindelerregenden Aufstieg vierer inkompetenter Mitarbeiter in einer Schwimmringfabrik.
Apology of an Economic Hitman
Griechenland 2007 – Regie: Stelios Kouloglou – 90 min, OmeU
Der Amerikaner John Perkins ist ein speziell ausgebildeter, ehemaliger „Wirtschaftskiller“, der von Unternehmen gezielt angeheuert wurde, um in Entwicklungsländern industrielle Großprojekte durchzusetzen, die vor allem der amerikanischen Wirtschaft nützen. In seiner Autobiographie deckte er ungeahnte Verstrickungen und gemeinsame Interessen von Wirtschaft, Banken und Regierung auf. Sich seiner persönlichen Verantwortung bewusst, trifft er Jahre später die Tochter eines ermordeten Präsidenten und stellt sich der aufgebrachten Öffentlichkeit in Lateinamerika. Stelios Kouloglou inszeniert den Dokumentarfilm wie einen film noir. Deutsche Erstaufführung. Einführung: Constanze Berendts (Transparency International Deutschland)
Sa. 23.01.10 21:00 Uhr
Wie ich ein freier Reisebegleiter wurde
Deutschland 2007 – Regie: Jan Peters – 15 min
Selbstironisches Filmtagebuch über die Erfindung eines neuen Berufsbildes: Ein Versuch, am Frankfurter Flughafen Gruppenkarten für die U-Bahn zu erwerben und sie mit eigenem Marketingaufwand und besonderem Service an potentielle Mitfahrer weiterzuverkaufen.
Wasser und Seife
Deutschland 2008 – Regie: Susan Gluth – mit Monika Schückher und Bonnie, Tatjana Beth, Gerda Franzen, Günther Utecht – 85 min –
Der unspektakuläre und dampfige Alltag dreier Arbeiterinnen in einer in die Jahre gekommenen Wäscherei in Hamburg. Ihr Verdienst ist gering und die Folgen der Globalisierung wecken Zweifel, ob der kleine, mittelständische Betrieb in Zukunft überleben kann. Die Kolleginnen meistern ihren mühsamen Alltag trotz allem mit Würde – stille Heldinnen der Hoffnung, die sich hin und wieder ein kleines Stück vom Glück erobern.
Zu Gast: Susan Gluth
So. 24.01.10 18:30 Uhr
Der Schein trügt
Deutschland 2009 – Regie: Claus Strigel – 97 min –
Das Zaubermittel Geld, eine der folgenreichsten Erfindungen der Menschheit, ist ebenso genial wie fatal, so der ehemalige Notenbanker und Geldforscher Bernard Lietaer. “It turns the mind into a brezel”. Es bedeutet alles und hat doch keinerlei Wert, wird aus dem Nichts geschaffen, vermehrt sich exponentiell und bezieht seine Bedeutung vor allem durch Mangel. Hätten alle genug Geld, wäre es eben wertlos. Eine Expedition in die Rätsel des Geldes mit Interviews, Filmausschnitten und dem Versuch, mit einem 1000-Euro-Schein ehrlich zu bezahlen.
Zu Gast: Claus Strigel
So. 24.01.10 21:00 Uhr
Lietuvos Bankas
Österreich 2006 – Barbara Musil – 3 min
Eine animierte Hommage an die Schönheit von Banknoten und ihren Bildern.
Yella
Deutschland 2007 – Regie und Buch: Christian Petzold – Kamera: Hans Fromm – Darsteller: Nina Hoss, Devid Striesow, Hinnerk Schönemann, Burghart Klaußner, Christian Redl, Barbara Auer – 89 min
Christian Petzolds melancholisch sezierender Blick auf eine junge Frau aus Wittenberge, die auf der Flucht vor sich selbst ist. Nach einer gescheiterten Ehe und einer Firmeninsolvenz sucht Yella ihr Glück bei einem neuen Arbeitgeber in Hannover und findet Philipp, der für eine Private Equity-Firma arbeitet. Als seine Assistentin bewährt sie sich in der Welt des Risikokapitals, der gläsernen Büros, der Schnelligkeit und Bewegung. Doch die Geister der Vergangenheit holen sie auch in der sauberen Finanzwelt immer wieder ein. Klar komponierte Bilder und verstörende Töne spiegeln dabei ihre Gefühle zwischen Hingabe und Berechnung.
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