26. Mai um 19 Uhr im Filmmuseum München
Klaus Wyborny / Oswald Spengler – STUDIEN ZUM UNTERGANG DES ABENDLANDS, D 1979/2010, 80 Min.
Klaus Wyborny ist einer der großen Avantgarde-Dokumentarfilmer Deutschlands. In den 70er Jahren wollte er einmal “Filme wie Schallplatten” machen, um den eintönigen “Flucht-Vorstellungen der Traumfabriken” entgegenzuhalten, im Zeitalter des damals anbrechenden “Kassetten-Fernsehens”. Das konnte man damals sogar im Spiegel lesen.
Zur UNDERDOX-Halbzeit wird sein neuester Film STUDIEN ZUM UNTERGANG DES ABENDLANDS gezeigt, der vom Film Comment dieses Jahr als “best film of the Rotterdam Film Festival” gefeiert wurde. Inspiriert ist der Film durch das gleichnamige Buch von Oswald Spengler aus dem Jahr 1918, einem Abgesang auf die menschliche Geschichte als Fortschrittsgeschichte.
Seit 1918 bis heute sind fast 100 Jahre vergangen, aber die menschliche Geschichte hat sich auch dieses Jahr als Geschichte des Untergangs manifestiert, mit der Reaktorkatastrophe von Fukushima. So hat Wybornys Film STUDIEN ZUM UNTERGANG DES ABENDLANDS doppelte Aktualität: Die Geschichte der Menschheit ist als Kreislauf von entstehenden und vergehenden Kulturen zu verstehen. Seine Bilder von industriellen Ruinen zeigen die Begrenztheit des technischen Fortschritts: Dieser sollte immer vom Ende her gedacht werden.
Der Film ist ein Tanzen der Bilder und Töne, mit einer Wyborny typischen, sehr sinnlichen Intellektualität. Klaus Wyborny wird zur Vorstellung anwesend sein.
Naomi Kawase – MOE NO SUZAKU (The God Suzaku), J 1997, 95 Min., jap. OmU
Im zweiten Teil der Halbzeit geht es ähnlich sinnlich-ökologisch, soziokritisch und vor allem japanophil weiter.
Gezeigt wird der Debütfilm MOE NO SUZAKU (THE GOD SUZAKU) der japanischen Regisseurin Naomi Kawase, aus dem Jahr 1997, der in Cannes die Caméra d’Or gewann und im selben Jahr den Preis der FIPRESCI erhielt. Kawases Werk ist hierzulande fast unbekannt. – In Zusammenarbeit mit der Japan Foundation.
MOE NO SUZAKU (THE GOD SUZAKU) handelt von Landflucht, Tunnelbau und dem Untergang der Holzindustrie. Er spielt Anfang der 70er Jahre in einem kleinen Dorf, fernab der Zivilisation. Hier spielt die Zeit, oder besser gesagt die Zeitlosigkeit eine große Rolle. Subtil und mit Gespür für Einzelheiten porträtiert Kawase die Gegend, in der sie aufgewachsen ist.
“Ich versuche, die Beziehungen zwischen den Menschen, den Bergen und dem Wind einzufangen, wie der Gott Suzaku sie sieht, der mit einem Windstoß in das Dorf kommt, um sich mit der Seele der Großmutter wieder in die Lüfte zu erheben.” (Naomi Kawase)
Melting Borderline – Videokunst aus Japan
“Melt your line. Dig films!” heißt es dann Samstagnacht beim legendären UNDERDOX-Salon, der diesmal Videokunst aus Japan zeigt.
Sechs japanische Videokünstlerinnen bringen mit ihren Filmen die Grenzen zwischen den verschiedenen Geschlechtern, Lebensaltern und Nationalitäten zum schmelzen. Die Videos sind Fiktion und Experiment, Animation und Musikvideo.
Nozomi Matsuyama und Aiko Okamoto werden zur Vorstellung anwesend sein. Mehr Informationen zu MELTING BORDERLINE und den einzelnen Filmen und Künstlerinnen gibt es hier.
Save the date: UNDERDOX 2011 findet statt vom 29. September bis zum 6. Oktober 2011.
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