Das Studio Babelsberg – in der Nähe von Potsdam – ist das älteste Großatelier-Filmstudio der Welt und die Wiege des deutschen Films. Während der diesjährigen Berlinale feierte das Filmstudio seinen 100. Geburtstag.
In den Filmstudios von Babelsberg entstanden Filme wie
„Der letzte Mann“ (1924) von Friedrich Wilhelm Murnau. Ein Mann wird wegen „Altersschwäche“ entlassen und verliert den Boden unter den Füßen. Wie oft auch in den Sozialmärchen des finnischen Filmemachers Aki Kaurismäki hat der Film ein gutes Ende.
Für die Dreharbeiten von „Metropolis“ (1926) von Fritz Lang wurde die heutige „Marlene Dietrich-Halle“ als Großatelier errichtet.
„Der Blaue Engel“ (1929/30) von Josef von Sternberg mit Marlene Dietrich und Emil Jannings in den Hauptrollen.
„Die Feuerzangenbowle“ (1944) von Helmut Weiss mit Heinz Rühmann.
„Die Mörder sind unter uns“ (1946) von Wolfgang Staudte ist der erste deutsche Film nach dem Ende des zweiten Weltkriegs. In den Hauptrollen Hildegard Knef und E. W. Borchert.
„Spur der Steine“ (1966) von Frank Beyer, in der Hauptrolle Manfred Krug als Zimmermann und Brigadeleiter Hannes Balla.
„Solo Sunny“ (1979), der letzte Film von Konrad Wolf, mit Renate Krößner in der Hauptrolle.
„Inglourious Basterds“ (2009) von Quentin Tarantino, das durchgeknallte und großartige Antikriegs- und Antinazi-Poem.
Die Marlene Dietrich-Halle, einst als Großatelier für die Dreharbeiten von Fritz Langs „Metropolis“ gebaut.
Am 12. Februar 2012 fand in der Marlene Dietrich-Halle der offizielle Festakt zum 100. Geburtstag des Studios Babelsberg statt.
Nach der Begrüßung durch Carl L. Woebcken und Christoph Fisser, die beiden Vorstände der Studio Babelsberg AG, wurde der Film „Die Entdeckung Babelsbergs“ der SchülerInnen des Babelsberger Filmgymnasiums gezeigt. Die Jugendlichen erzählen die Geschichte von Guido Seeber, dem Kameramann und technischem Leiter der Berliner Bioscop-Filmgesellschaft. Weil das leicht entzündliche Filmmaterial zu vielen Bränden in Berlin geführt hatte, verbannte eine preußische Verfügung der Feuerpolizei die Filmproduktion im Jahr 1912 ins Berliner Umland. Guido Seeber entdeckte in Babelsberg ein leer stehendes Fabrikgebäude, das von einer weitläufigen Brachfläche umgeben war. Am 12. Februar 1912 fiel im dort erbauten Glashaus-Atelier die erste Klappe zu Urban Gads Stummfilm „Der Totentanz“. Die Hauptrolle spielte Asta Nielsen.
Um diesen Film ging es auch in der Rede des Direktors des Münchner Filmmuseums Stefan Drößler. Er sprach von der weltweiten Suche nach erhalten gebliebenen Kopien und deren aufwendiger Restaurierung. Die geretteten Teile wurden mit zur damaligen Zeit passenden Zwischentafeln versehen. Während der Festveranstaltung wurde der „neue“ Film gezeigt und live vom Deutschen Filmorchester Babelsberg begleitet.
Auf dem Gelände des Studios Babelsberg ist eine Straße nach Quentin Tarantino benannt worden. Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) erzählte in seinem Grußwort, Tarantino wäre diese Benamung wichtiger als jeder Oscar. Bernd Neumann tat sich schwer, den Namen des us-amerikanischen Kinogenies Quentin Tarantino auszusprechen. Eine (West-)Berliner Stimme vermutete, er hätte den fremdländischen Namen mit Absicht falsch moduliert, damit die Ostdeutschen ihn – den Minister Neumann – als unperfekt und damit volksnah empfinden könnten.
Bernd Neumann sprach von den beiden Regimen, die das Studio Babelsberg überstanden hätte. Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) griff das Kapitel DDR auf, indem er ausdrücklich respektvoll von den damaligen MitarbeiterInnen und ihren Filmkunstwerken sprach. In Babelsberg seien nicht nur Filme über Ernst Thälmann produziert worden. Nicht wenige Menschen aus DEFA-Zeiten seien heute noch hier beschäftigt.
Matthias Platzeck bedankte sich augenzwinkernd beim ebenfalls anwesenden berlinregierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (auch SPD) für die strengen preußischen Gesetze, denen das Studio Babelsberg seinen Standort verdanke.
Der sehr gut gelaunte Direktor der Internationalen Filmfestspiele (Berlinale) Dieter Kosslik hielt eine sehr kurze Rede, überreichte den Studio-Chefs Carl Woebcken und Christoph Fisser zügig die Berlinale Kamera 2012 und eilte schnell ins flimmernde Berlin zurück.
Nach dem Festakt gab es ein Flying Buffet unter einem funkelnden Kronleuchter. Unter den Feiernden war Gojko Mitic (linkes Foto). Der Schauspieler gilt als „Chef-Indianer der DEFA“. Er hatte in der DDR zahlreiche Indianer-Rollen gespielt. Im Gegensatz zu den Western mit Comboys als Protagonisten waren die Filme stets aus der Perspektive der „Rothäute“ erzählt.
Bildnachweise:
Logo Studio Babelsberg 100: LimeLight PR
Fotos: Felicitas Hübner
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