Im Portrait: Ma Jian aus China mit „Peking Koma“
Im Mittelpunkt des zweiten Abends der Dienstagsreihe von „Sprache-Heimat-Exil“ sollte ursprünglich Zhou Qing stehen, der als „writer in exile“ über zwei Jahre in München wohnte. Leider mußte er aus dringenden familiären Gründen absagen. Deshalb ist kurzfristig Ma Jian für ihn eingesprungen, ein chinesischer Exilschriftsteller, der in London wohnt.
Ma Jian arbeitete lange als Fotojournalist für ein staatliches Magazin in China, war in vielen chinesischen Provinzen unterwegs und sammelte seine Eindrücke in dem Reisebericht “Red Dust: 3 Jahre unterwegs durch China”, für den er den Thomas Cook Travel Book Award erhielt. 1987 zog er von Peking nach Hongkong, weil einige seiner Werke unter dem Verdacht der “geistigen Verschmutzung” in China verboten wurden, reiste aber 1989 wieder in sein Heimatland, um die Aktivisten auf dem Platz des Himmlischen Friedens zu unterstützen. Das Massaker vom 4. Juni 1989 bei der Niederschlagung des Aufstands ist bis heute ein absolutes Tabu-Thema, und bis heute ist nicht klar, ob „nur“ ein paar hundert oder bis zu 7000 Menschen dabei ums Leben kamen.
Ma Jian hat sich in seinem Buch „Peking Koma“ mit diesem traumatischen Ereignis beeindruckend und literarisch exzellent auf über 900 Seiten auseinandergesetzt. Als erster und wohl bisher einziger Autor legte er auf bewegende und zugleich beklemmende Weise Zeugnis ab, wie aus einer kleinen Protestbewegung chinesischer Studenten eine Massenbewegung wurde, die über Wochen hinweg immer stärker anwuchs, von allen Teilen der Bevölkerung unterstützt wurde, bis sie bei ihrem Höhepunkt eine gute Million Leute mobilisierte, bevor sie durch Verhängung des Kriegsrechts und das Militär brutal beendet wurde.
Eine Lesung aus diesem spannenden Buch sowie ein Gespräch mit der langjährigen China-Korrespondentin des Bayerischen Rundfunks Eva Corell und dem Kammerspiel-Dramaturgen Matthias Günther stellen den 1953 in Qingdao geborenen Exilschriftsteller in den Mittelpunkt des Abends.
Dienstag, den 26. Juni um 20 Uhr in den Münchner Kammerspielen / Spielhalle, Falckenbergstr. 1; Eintritt 6 / 4 €
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