„Voller Entsetzen, aber nicht verzweifelt“ heißt der Titel der szenischen Lesung mit Texten von Mihail Sebastian.
„Mit dem bewegenden Werk, von Schauspieler Robert Stadlober eindringlich vorgetragen, ist der „Vers- und Kaderschmiede“ im Polittbüro mal wieder ein wahrer Coup gelungen. Stadlober bewegt sich vom Lesetisch zum Cocktailtisch, vom Sofa zum Bühnenrand – und stellt so eine atmosphärisch überzeugende Einheit her. Keine Frage: Davon sollte mal ein Hörbuch her – und Stadlober ist die richtige Stimme dazu.“ (Hamburger Morgenpost)
Die Lesung findet am Freitag, 28. September 2012 um 20 Uhr
im Kafe Marat in der Thalkirchner Straße 102 statt.
„Über die Arbeit für dieses Programm ist Mihail Sebastian einer meiner liebsten Autoren überhaupt geworden. Ich bewundere diesen Typen.“ (Robert Stadlober)
Mihail Sebastian war 27 Jahre alt, Jude und sein unglaubliches schriftstellerisches Talent konnte sich mit dem der Pariser Vorbilder der literarischen Moderne messen. Den rumänischen Antisemitismus hatte er seit seiner Kindheit zu spüren bekommen; dass nationalistische Studenten am Nationalfeiertag Juden verprügelten, war zur Routine geworden.
In seinen Tagebüchern (1935 bis 1944) beschreibt Sebastian dies akribisch, ist erschrocken – und will doch nicht, dass dies sein ganzes Leben bestimmt. Das Leben möge lustvoll sein, nicht gerade moralisch einwandfrei und auch nicht unbedingt heroisch. Noch bevor seine Entrechtung einsetzt (er wird seine Erwerbsquellen, seine Wohnung, seine Bewegungsfreiheit verlieren), registriert Sebastian, wie dort, wo er es nie erwartet hätte, in seinem Freundeskreis, der Antisemitismus um sich greift. Er versucht aufrechtzuerhalten, was kaum zu verzeihen ist.
Robert Stadlober bringt die in ihrer Genauigkeit bedrückenden wie ironisch-feinsinnigen Tagebucheintragungen Mihail Sebastians mit großer Intensität auf die Bühne. Die Gemeinsamkeiten zwischen dem Lesenden und seinem Gegenstand sind leicht herzustellen: „… Zwei aufstrebende junge Männer, mit Talent und Umtriebigkeit ihrer Kunst verschrieben. Beide ein wenig Dandy, ein wenig Flegel.“ (Wiesbadener Tagesblatt)
Die Lesung wurde von Thomas Ebermann zusammengestellt, der auch in den Abend einführen wird.
Thomas Ebermann betreibt einmal im Monat die Veranstaltungsreihe: „Vers- und Kaderschmiede“ in der Hamburger Bühne Polittbüro. Darüber und über (fast) alle anderen Aktivitäten sprach er mit Radio LORA:
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Stimmen zu den Tagebüchern von Mihail Sebastian
„Wie in allen großen Werken der Literatur erzeugt Sebastians Tagebuch eine eigene Aktualität. Es heute, mehr als ein halbes Jahrhundert nach seiner Entstehung, zu entdecken und zu lesen, ist ein erschütterndes und überwältigendes Erlebnis.“ Claude Lanzmann
„Dieses Tagebuch verdient es, neben das von Anne Frank gestellt zu werden und genauso viele Leser zu finden.“ Philip Roth
„Dieses Buch lebt, es zeugt von einer Seele voller Meschlichkeit, aber auch von der wachsenden Brutalität des letzten Jahrhunderts, die sich vor Sebastians Augen entfaltete.“ Arthur Miller
Bildnachweis: Agentur O
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