Ladyfest-Workshop „Neue Väter braucht das Land?“

Beim zweiten Münchner Ladyfest (23. bis 25. April 2010) wurden viele Workshops angeboten, unter anderen „Neue Väter braucht das Land?“.
Zwei Feministinnen aus Wien hielten einen Vortrag über die maskulinistische Bewegung.
Am 30. Oktober 2009 rief die Väterrechtsbewegung in Östereich, allen voran die Vereine „Vaterverbot“, „Väter ohne Rechte“ und die „Österreichische Männerpartei“, zum zweiten Mal zu einer Demonstration auf. Die rechtskonservativen Inhalte der frauenfeindlichen Väterbewegung stehen in Österreich ebenso wie in Deutschland allerdings kaum im Fokus linksradikaler Kritik. Die Frage, ob es den aktuellen Väterechtlern wirklich so stark um „ihre Kinder“ geht, stellt sich bereits bei der genaueren Betrachtung ihrer Forderungen. Diese geben vor, sich um „Väter, die keine Besucher sein wollen“ zu handeln, drehen sich aber großteils um die finanzielle Absicherung beziehungsweise Besserstellung des Vaters.
Die Väterrechtler sind der engagierteste Teil der maskulinistischen Bewegung. Unter dem Deckmantel des „Kindeswohls“ versuchen sie sich um Unterhaltszahlungen zu drücken, sie wollen die Scheidung abschaffen und sehen sich als Opfer der Feministinnen. Die (österreichischen) Maskulinisten geben sich homophob.
Während des Ladyfest-Workshops wird der Film „In nomine patris – die Interessen der Väterbewegung“ gezeigt.
Neben den Maskulinisten kommen viele aufgeklärte Männer und Väter zu Wort. Ein Mann der kanadischen Gruppe „Männer gegen das Patriarchat“ vermutet große Ängste bei den Maskulinisten, Angst vor Frauen, Angst vor Macht- und Kontrollverlust. Die ehemaligen Partnerinnen sollen ohne sie nicht auskommen dürfen. Weibliches Leid gilt ihnen als „normal“, männliches Leid als Majestätsbeleidigung. Die psychische und physische Gewalt an den Frauen wird gerechtfertigt. Manche gar töten ihre Kinder, um die Kinder vor den Ex-Partnerinnen zu „schützen“. Diese Männer fühlen sich ohnmächtig, für sie ist die Trennung unerträglich, sie wollen die Kontrolle über die Frauen und Kinder wiederzuerlangen. Die Kinder werden im Kampf gegen die Frauen instrumentalisiert.
nvAuf Demonstrationen treten die Maskulinisten in lustigen Kostümen – wie zum Beispiel einem SuperMan-Dress – auf, um zu zeigen, was für Kerle sie sind.
Die maskulinistische Bewegung fühlt sich diskriminiert, sie fordert Männerhäuser, weil die häusliche Gewalt zu 53 Prozent von den Frauen ausginge. Sexueller Missbrauch von Kindern fände zu 25 bis 35 Prozent durch Frauen statt. Selbst von der Musikindustrie fühlen sie sich missverstanden und diskriminiert. Um das Lied „Männer sind Schweine“ der Ärzte als ironisch zu nehmen, reicht es nicht bei allen.
Das eigentliche Ziel der Maskulinisten ist ihre finanzielle Entlastung. Sie konstruieren sich die Dreifach-Belastung der Väter (Unterhalt, Beruf, Kinderbetreuung). Sie sehen verlassene Väter als hoch suizidgefährdet. Sie sind misandrie-paranoid.
Die FPÖ-nahe Männerpartei in Österreich fordert „männliche Bezugspersonen“. Auch wenn Spider-Man „sicher viele Qualitäten“ hätte, reiche er als Vorbild nicht aus, steht im Parteiprogramm der Männerpartei.
Was in Deutschland der Paragraph 129a ist (Vorwurf der Bildung terroristischer Vereinigungen) ist in Östereich der Paragraph 278b. Traf die Variante 278a schon die TierschützerInnen, trifft es nun auch die maskulinistische Väterrechtsbewegung. Die Vorwürfe lauten: Aufbau internationaler und staatsfeindlicher Verbindungen und Bedrohung von Richter_innen. Ein Mann sitzt deswegen zur Zeit in einem österreichischen Gefängnis.
Im Workshop kommt zur Sprache, dass sich nicht selten auch linkssozialisierte Väter als Opfer sehen. Die Gründe liegen in mangelnder Selbstreflexion und der Nichtüberwindung von Genderklischees.
Und auch die linksradikale Szene wird beleuchtet: Sie bietet keine kinderfreundlichen Räume. „Dann können wir ja nicht rauchen“. Es ist häufig zu schmutzig, um Kinder herumkrabbeln lassen zu können. „Kinder nerven.“ Den eigenen Slogan „Ob Kinder oder keine – entscheiden wir alleine“ führt die Praxis ad absurdum. Hat eine schwangere Frau sich für den Abbruch ihrer Schwangerschaft entschieden, erfährt sie Unterstützung und Verständnis. Entscheidet sie sich aber ganz bewusst für das Kind, kommt es vor, dass sie als „altmodisch“ und „systemerhaltend“ betrachtet wird.
„Arbeit + Kinder + Linkssein“ scheint schwierig. In Wien gab es innerhalb politischer Demos immerhin schon Kinderwagen-Blocks.

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Links

Happening Macker Massaker mit der Thematisierung von Männlichkeit(en), Mackertum & (Anti-)Sexismus vom 13. bis 16. Mai 2010

KOFRA-Zeitung „In Nomine Patris – Die Interessen der Vaterrechtsbewegung“ vom Oktober/November 2006

„Die neuen Leiden des jungen M“ in der Jungen Welt am 3. März 2010
Gegen patriarchale Väter, Familienfundamentalisten und heterosexistische Zustände!am 27. Mai 2010 auf http://goodnightdaddyspride.blogsport.de

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