Offener Brief eines afghanischen Flüchtlings an die Kanzlerin

Shiragha Najaty

Shiraga ist 28 Jahre alt, macht ein Praktikum bei LORA und ist vor 4 Jahren aus Afghanistan nach Deutschland geflohen. In Afghanistan war er auch Journalist. Als Reaktion auf die geplante Rückführung, sprich gewaltsame Abschiebung, von afghanischen Flüchtlingen, hat er mit Hilfe von verschiedenen Übersetzungstools und einem anderen Praktikanten seinen offenen Brief an Angela Merkel verfasst. Hier ist die von ihm selbst eingesprochene Version. [display_podcast]
Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
von Anfang an waren Sie die Einzige die Asylsuchenden Unterstützung angeboten hat und uns nach Europa und Deutschland eingeladen hat. Was sie getan haben war Kunst, und zwar die Art von Kunst die eine Botschaft sendet. Ihre Sorge und Ihr Herz für Flüchtlinge als Regierungschefin eines Landes mit starker Wirtschaft war eine große Freude für alle Flüchtlinge, denn Sie haben Europas Tore für Immigranten geöffnet und sie mit offenen Armen willkommen geheißen. Als Afghanischer Flüchtling und stellvertretend für alle Afghanischen Flüchtlinge möchte ich jedoch ein paar Dinge ansprechen. Zu aller erst möchte ich Ihnen mitteilen wie traurig ich über die Verhandlung der EU und Deutschlands mit Afghanistan über die Rückführung von Flüchtlingen bin. Ich möchte bemerken, dass Afghanische Asylsuchende und alle Asylsuchenden ihre Herzen voller Respekt und Dankbarkeit gegenüber Deutschland und allen Deutschen sind. Und natürlich sind sie keine Flüchtlinge, die sich Vorteile erschleichen wollen, sondern ihr einiger Wunsch, ihr einziges Ziel ist Fortschritt und ein menschenwürdiges Leben.
Es gibt bemerkenswerte Talente unter den Afghanischen Flüchtlingen, aber leider mussten sie ihr Heimatland verlassen aufgrund der unsicheren Verhältnisse. Und von Ihrer Exzellenz hätten wir nicht erwartet, dass sie zwischen Asylsuchenden differenzieren, denn wir glauben Asylsuchende aller Ländern und jeder einzelne Afghane sollten die gleichen Rechte haben.
Der Beginn der vertraglich bestimmten Rückführung von Flüchtlingen von Deutschland nach Afghanistan verursacht Sorge unter meinen Landsleuten, denen es nicht einmal möglich ist zu dem Thema etwas zu sagen. Ich aber habe eine Sicht auf diese Absichtserklärung Ihrer Regierung und ich sage, dass jedes Leben von Asylsuchenden in ihrem Land bereits in Trümmern liegt und es wäre viel besser würden durch Abschiebung diese nicht noch weiter zerstört werden. Wie sie wissen, fließen jährlich Milliarden an Hilfsgeldern von verschiedenen Ländern an Afghanistan aber sie verbessern nicht das Leben der Menschen oder die Sicherheitslage. Ich bin mir sicher, dass die Abschiebung nach Afghanistan aus europäischen Ländern, und besonders Deutschland, eine grausame Verletzung der Rechte der Flüchtlinge ist. Das bedeutet nicht, dass Afghanen ihr Land nicht lieben und deshalb nicht zurück wollen, aber die schlimme Sicherheitslage und die politischen Deals hinter den Kulissen großen Unmut unter der Bevölkerung erzeugen. Wunderbare Vertreter von Ihrem Land sind Zeugen wie so viele Provinzen an die Terroristen der Taliban und des IS gefallen sind. Wenn das Land vom Terror befreit ist können sie entscheiden Afghanische Flüchtlinge abzuschieben.
In diesem Fall würden sie zurückgehen in ihr Land, denn es wäre keine Gefahr für die Zivilisten mehr da und sie könnten sicher in ihrem Land leben. Es ist nicht diese Zeit und Präsident Ashraf Ghani hat bei der Brüsseler Versammlung die Erklärung nur unterschrieben, um die internationalen Hilfen für Afghanistan weiterhin zu erhalten. Länder aus aller Welt und besonders Deutschland senden Geld nach Afghanistan aber es geht verloren, sie senden ihre Soldaten aber sie gehen verloren. Deshalb muss alles koordiniert werden und sowohl die internationale Gemeinschaft und die Afghanische Regierung muss sich zurückziehen von so einer verfrühten und ungerechten
Entscheidung bezüglich der Afghanischen Flüchtlinge.
Frau Merkel, wir wissen, dass das komplexe Thema Flüchtlinge viel Kritik von vielen europäischen Parteien für Sie bringt, und vor allem in Deutschland so lang sie auf der Seite der Flüchtlinge stehen. Aber am Ende möchte ich noch einmal deutlich machen: Die Lage in Afghanistan ist zu unsicher, um Afghanen mit Gewalt dorthin abzuschieben.
Über meine Person: Ich informiere über die Immigration und bin aktiv in der Zivilgesellschaft für Flüchtlinge in Europa.

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