Deutschland ist reich, die wirtschaftliche Lage ist gut. Die Arbeitslosenzahlen sind auf einem Rekordtief, so viele Urlaubstage wie die Deutschen hat fast keiner auf der Welt. Auf der anderen Seite: Die Mehrheit der Berufstätigen fühlt sich gestresst von der Hektik im Büro, von den hohen Anforderungen in Schule und Ausbildung, von dem Konkurrenzdruck in der Ellenbogengesellschaft. Die Menschen sind unzufrieden mit der Politik, ob in der Kommune oder auf Bundesebene. Immer weniger Deutsche bezeichnen das gesellschaftliche Zusammenleben als „gut“ bezeichnen, die soziale Ungleichheit nimmt stetig zu.
In Südamerika sind die ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen Unterschiede noch größer. Und weil die Leute dort nicht durch hohen materiellen Wohlstand besänftigt werden, wächst nun seit einiger Zeit eine Gegenbewegung unter dem Leitbegriff „Buen Vivir“. Ecuador und Bolivien haben den Begriff Buen Vivir – auf deutsch gutes Leben – sogar in ihren Verfassungen verankert. Buen Vivir ist laut der Präambel der ecuadorianischen Verfassung ein „Zusammenleben in Vielfalt und Harmonie mit der Natur“ und laut Wikipedia: „materielle, soziale und spirituelle Zufriedenheit für alle Mitglieder der Gemeinschaft, jedoch nicht auf Kosten anderer Mitglieder und auf der natürlichen Lebensgrundlagen.“ Der Ursprung liegt bei den indigenen Völkern, die jahrhundertelang „gut gelebt“ haben. In vielen Gemeinden in den Anden wird Buen Vivir wie selbstverständlich praktiziert.
In dieser Sendung wollen wir uns dem Konzept ein wenig annähern und herausfinden, ob es hierzulande nur philosophische Spielerei ist oder Handlungsvorschlag für die Politik, z.B. der Stadt München sein kann? Wir interviewten unter anderem Heinz Schulze vom Münchner Nord-Süd-Forum, Martin Hänsel vom Bund Naturschutz und Bernadette Felsch von Referat für Gesundheit und Umwelt der Stadt München. [display_podcast]
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