Filmfest: Der Horror vor der Angst

Was George Clooney in seiner Rolle als Ryan Bingham in dem Film „Up in the air“ im großen Umfang erledigen musste, ist Christian Berkels Job als David Böttcher in dem deutschen Film „Der letzte Angestellte“, der auf dem Filmfest München 2010 gezeigt wird.

Trotz einer angeschlagenen Biografie erhält David Böttcher den Job als Liquidator.
Er kann den Job eigentlich nicht mit seinem Gewissen vereinbaren. Er soll die Firma liquidieren und alle Angestellten entlassen. Dennoch tut er es – für seine Frau Irina und seinen Sohn Simon. Davids Skrupel scheinen berechtigt: Die junge Frau Blochs bricht zusammen, nachdem er ihr gekündigt hat. David fährt sie nach Hause, versucht zu trösten – dass die junge Frau plötzlich aggressiv wird, hat er nicht erwartet. Noch in derselben Nacht ruft sie ihn an und bedroht ihn. Von nun an taucht sie täglich im leeren Großraumbüro auf oder terrorisiert ihn am Telefon. Sie scheint überall zu sein. Als sie schließlich in einem sehr privaten Rahmen auftaucht, fährt David wutentbrannt zu ihr nach Hause – und findet ihre Leiche. Davids Leben gerät aus der Spur: Er, der einst wegen Angstzuständen in psychiatrischer Behandlung war, hat das Gefühl, dass die Tote sich als Geist an seiner Familie rächen will. Er beginnt, sich vor dem leblosen Büro zu fürchten, in dem ein böser Geist umzugehen scheint. So wie Arbeit krank machen kann, ist, keine Arbeit zu haben und auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr benötigt zu werden, in anderer Weise gesundheitsbedrohend und lebensgefährlich.
Unerträglicher Stress, Existenzangst und Identitätsverlust werfen David Böttcher zwischen Geldnot und bewahrter Menschlichkeit hin und her.
Er wird sich in den Ansprüchen und Forderungen der anderen verlieren. Er wird wahnsinnig werden. Keine Tablette hilft mehr.
Ein deutscher Horror-Film, der funktioniert. Im tiefen Schatten der aktuellen Krise und als gut gemachter Film.
Bildquelle: Filmfest München