In der tunesischen Demokratiebewegung spielt die Gewerkschaft eine große und gute Rolle. Als treibende Kraft, als politisches Forum und als eine der wenigen, geduldeten Organisationen, in den sich Menschen überhaupt organisieren konnten in den letzten Jahrzehnten. Die Einheitsgewerkschaft UGTT, die Union Generale Tunesienne du Travail, hat 500.000 Mitglieder, bei 10 Mio Einwohnern ist das eine Menge. Ihre Stärke kommt daher, dass sie in der nationalen Befreiungsgeschichte eine kämpferische Rolle gespielt hat. 1946 hatte sich die UGTT gegründet und 1956 trug sie maßgeblich zur Befreiung von der französischen Kolonialmacht bei. Wegen ihrer großen Bedeutung für die Nation konnte sie nicht aus dem Feld geräumt werden, so wie andere oppositionelle Gruppierungen. Dennoch wurden immer wieder Gewerkschafter verhaftet und die Arbeit der UGTT behindert. Nun bildet sie so etwas wie ein hilfreiches Dach und gibt organisatorische Hilfe für all die Organisationen und Parteien, die sich neu formieren, um zu den demokratischen Wahlen im Juli anzutreten.
Renate Börger konnte mit Mohamed Said sprechen, und sie erreichte ihn im Gewerkschaftsbüro von Sousse.
Antworten