Schlimmer geht’s immer: Der Hörfunkausschuss des Medienrats der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) hat am 15.03.17 einstimmig eine Beschlussvorlage auf den Weg gebracht, die sogar noch weniger Sendezeit für LORA München auf der UKW-Frequenz 92.4 bedeuten würde als der vorhergehende Entwurf der BLM. Endgültig entschieden wird nun im Medienrat am 30.03.17.
Schon der Vorschlag der BLM nach der Anhörung aller Bewerber – Radio Horeb, Christliches Radio München, Münchner Kirchenradio, Radio Feierwerk, Radio München und LORA – war frustrierend. Fünf Stunden mehr Sendezeit pro Woche waren für LORA vorgesehen. Wenn es nach dem Hörfunkausschuss geht, wären es nur noch zwei Stunden mehr. Hinzu kommt, dass LORA den Freitagabend ab 21.00 Uhr an Radio Feierwerk abgeben soll. Beworben hatten wir uns für 25 Stunden zusätzliche Sendezeit. In Zukunft soll LORA Montag bis Donnerstag von 16 Uhr bis Mitternacht auf Sendung gehen, am Freitag hingegen nur von 16 bis 21 Uhr. Der Vorschlag hätte zur Folge, dass die Kabarett- und Jazzredaktionen ihren angestammten Sendeplatz am Freitag verlieren. Dass uns der Freitagabend wenigstens teilweise erhalten blieb, ist dabei nur ein schwacher Trost.
Der Ausschreibungstext der BLM für die UKW-Frequenz 92.4 vom 11.01.2017 ließ durchaus hoffen, dass LORA deutlich mehr Sendezeit bekommt:
“Die Ausschreibung richtet sich besonders an gemeinnützige Bewerber, die ein alternatives Musikprogramm und lokale Inhalte aus den Bereichen Kultur, Gesellschaft, Kirche und Soziales anbieten. Wünschenswert ist die Beteiligung von Bürgerradioprojekten der Verbände, Vereine oder Institutionen.”
Wir dachten tatsächlich, dass passe genau auf uns – gerade weil hier lokale Berichterstattung eingefordert wird, die, wie der Hörfunkausschuss in einer früheren Sitzung feststellte, bei einem anderen Anbieter auf der Frequenz, Radio Horeb, deutlich unterrepräsentiert sei. Trotzdem würde der katholische Sender mit Hauptsitz Balderschwang im Allgäu mit dieser Beschlussvorlage des Hörfunkausschusses seine dominierende Stellung auf der 92.4 behalten.
Auf den von LORA neu beantragten Sendezeiten sollten vor allem lokale Themen aus der Stadt, den Stadtvierteln und der Region München behandelt werden. Thematisch im Fokus standen dabei Information, Kultur, Bildung und Unterhaltung.
Geplant war ein Mittagsmagazin mit lokalen Nachrichten aus der Stadt und den Stadtvierteln. Die neue Sendung „Tribüne“ sollte die ehrenamtliche Arbeit von lokalen Vereinen und Initiativen vorstellen. Wir wollten mit einer Inklusionssendung von und für Menschen mit und ohne Behinderung sowie mit einer Integrationssendung von und für Geflüchtete und Migrant_innen on Air gehen. Die Sendung „Musik der Kontinente“ sollte sich in deutscher Sprache an die ethnischen und kulturellen Gemeinden bzw. Milieus in der Region richten und den jeweiligen Communities wichtige Informationen liefern.
Vergangenes Jahr wurde LORA mit dem Bürgerpreis des Bayerischen Landtags ausgezeichnet. Für uns alle war das eine verdiente Würdigung unseres Engagements. Eine solche Anerkennung hätten wir uns auch vom Hörfunkausschuss in Form einer deutlichen Sendezeiterweiterung gewünscht. Vermutlich aber spielten bei einem Großteil der Hörfunkausschussmitglieder noch die alten Beißreflexe gegen ein alternatives Community Radio bzw. Bürgerradio eine doch größere Rolle, als wir dachten.
Zwei Stunden mehr pro Woche sollen es nun werden für LORA, das heißt 37 statt 35 Stunden und der Freitagabend ist futsch. Nachdem das nichtkommerzielle Szeneradio M94.5 erst im Februar seine UKW-Frequenz verloren hat, hätte man erwarten können, dass zumindest die Community Radios auf der 92.4 gestärkt werden. Aber in Bayern ticken die Uhren anders. Insgesamt behalten die christlichen Radios von Montag bis Freitag mit Sendezeiten von 0-15 Uhr ihre dominante Stellung auf der Frequenz, obwohl der Anteil der Münchner_innen, die keiner Konfession angehören, bei knapp 55 Prozent liegt.
In der Regel wird ein einstimmiger Beschluss des nicht öffentlich tagenden Hörfunkausschusses im Medienrat durchgewunken, inzwischen können wir uns aber gut vorstellen, dass in der öffentlichen Sitzung am 30.03.2017 versucht wird, noch einmal an der Sendezeit zu Ungunsten von LORA zu drehen. Hat es doch von Mitgliedern des Hörfunkausschusses, wie wir erfahren durften, durchaus Bestrebungen gegeben, die Sendezeit von LORA noch weiter zurückzufahren.
Dietmar Freitsmiedl
LORA-Programmkoordinator
PS: Hier ein schöner Beitrag des Medienmagazins des Bayerischen Rundfunks: Was wird aus Radio Lora? Neuordnung der Frequenz 92,4 in München vom 26.03.17
Und damit noch nicht genug. Unser digitales Radio-Angebot auf DAB+ wurde sogar rigoros gekürzt.
Bisher konnten, insbesondere am Sonntag viele, unserer HörerInnen, Versäumtes aus dem Wochenprogramm nachhören. Dies wurde ersatzlos von der BLM gestrichen. Auch das Nachtprogramm beginnt ab Mitte Mai erst um 1:00 Uhr. In der verlorenen Stunde sendet das Christliche Radio.
Soviel zur Durchhörbarkeit und der propagierten Blockbildung.
Was, wie ein Versehen anmutet, ist auch der DAB-Beginn für Lora unter der Woche. Erst nach zwei Stunden unserer UKW-Abstrahlung werden wir auch zeitgleich auf DAB zu hören sein.
Dies ist absolut widersinnig und eine einseitige Abkehr, bestehender Simulcast-Vereinbarung seitens der BLM.
Felix Jacowitz (DAB-Koordinator)