„Von München soll kein Schaden ausgehen“ – Nachhaltigkeit, ökologisch-sozialer Konsum, fairer Handel, …
Die Sendereihe läuft jeden zweiten Dienstag an geraden Monaten und jeden fünften Dienstag um 17 Uhr.
Um was gehts:
Bei der Herstellung von Produkten wie Lebensmitteln, Textilien, Computern, Baumaterial oder Spielzeug werden nicht selten Arbeits- und Menschenrechte verletzt. Als Konsument_in steht man dem oft hilflos gegenüber, fehlt es doch in vielen Bereichen noch immer an alternativen Produkten. Und da kommen Bund, Länder und Gemeinden ins Spiel. Mit ihrer Einkaufsmacht verfügt die öffentliche Hand über einen wirksamen Hebel, um dies zu ändern. Denn Bund, Länder und Gemeinden kaufen jährlich Produkte und Dienstleistungen im Wert von geschätzt 350 Milliarden Euro ein. 50 % Prozent davon entfallen allein auf die Kommunen.
„Von München soll kein Schaden ausgehen“, so heißt ein Leitspruch der Stadt. Und die Stadt München stellt sich ihrer Verantwortung und achtet beim Einkauf von Produkten zunehmend auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen und ökologische Verträglichkeit.
So war München nach Potsdam bundesweit die zweite Kommune, die im Jahr 2002 einen Stadtratsbeschluss gefasst hat, keine Produkte aus ausbeuterischer Kinderarbeit einzukaufen. Es folgte im Jahr 2006 ein Beschluss nur noch fair oder regional produzierte Blumen zu beschaffen, sofern die Blumen nicht aus dem städtischen Gartenbau stammen.
Dabei blieb es nicht: Das Referat für Bildung und Sport der Stadt kauft inzwischen nur noch genähte Fuß- und Handbälle aus fairem Handel mit entsprechenden Gütezeichen.
Auch bei Natursteinen aus Asien, Afrika oder Lateinamerika wird ein Zertifikat von einem unabhängigen Dritten verlangt, um Kinderarbeit auszuschließen. Und seit der Novellierung des bayerischen Bestattungsgesetzes im Jahr 2016 dürfen auf kommunalen Friedhöfen in der Stadt nur Grabsteine ohne ausbeuterische Kinderarbeit verwendet werden. Dazu müssen Zertifikate vorgelegt werden, aber auch Eigenerklärungen der Steinmetze werden akzeptiert.
Zudem ist der Anteil an Bio und fair gehandelten Lebensmitteln in städtischen Kantinen, bei städtischen Veranstaltungen und Empfängen gestiegen.
Eine Ausweitung auf weitere Produkte wie z.B. nachhaltig hergestellte Arbeits- und Dienstkleidung befindet sich in der Umsetzung. Auch bei Spielwaren, IT-Produkten, Büromaterial hält man zunehmend Ausschau nach nachhaltigen Alternativen.
Aber nicht nur bei der Fairen Beschaffung versucht die Stadt Zeichen zu setzen, auch bei der Förderung des Fairen Handels ist die Stadt aktiv. So ist beispielsweise München seit 2013 Fairtrade Town und nun gibt es Pläne, zusammen mit den Umlandgemeinden eine „faire Metropolregion München“ zu schaffen.
In dieser Sendereihe wollen wir die Aktivitäten der Stadtverwaltung im Bereich nachhaltiger Beschaffung und Fairer Handel vorstellen und auch kritisch hinterfragen, aber ebenso das Engagement von Zivilgesellschaft und Unternehmen für den Fairen Handel und für ökologisch- sozialen Konsum herausstellen.
Wir fragen: Wie ist der rechtliche Rahmen bei der nachhaltigen Beschaffung? Welchen Spielraum hat die Stadt soziale und umweltbezogene Aspekte miteinzubeziehen? Welche Siegel und Gütezeichen werden berücksichtigt? In der Sendereihe wollen wir produktbezogen der Frage nachgehen, welche Stellen in der Stadtverwaltung mit dem Einkauf eines Produktes befasst sind. Wir wollen auch wissen, wer die Produzent_innen, Händler_innen, Zertifizierer sind.
Darüber hinaus interessiert es uns, warum nicht mehr Produkte fair beschafft werden. Ist es das fehlende Angebot, das fehlende Bewusstsein in der Stadtverwaltung oder die fehlende Wirtschaftlichkeit der Produkte des Fairen Handels? Und welche Möglichkeiten gibt es, den Anteil von fair gehandelten Produkten zu steigern? Außerdem wollen wir wissen, ob das Münchner Beispiel Schule gemacht hat bei anderen Kommunen oder in der Zivilgesellschaft. Hat sich das Angebot fair gehandelter Produkte vergrößert, weil mehr Nachfrage seitens Kommunen wie München da ist?
Mit der engagierten Zivilgesellschaft, mit Unternehmen, Vertreter_innen aus Politik und Wissenschaft wollen wir über den Stellenwert und die Möglichkeiten des Fairen Handels und des sozial-ökologischen Konsums in der Stadt diskutieren. In welchen Bereichen läuft es gut, in welchen gibt es Probleme? Wo fehlt es an Angeboten, wo an Nachfrage? Z.B. gibt es in der Stadt inzwischen eine ganze Reihe von Unternehmen, die nachhaltig produzierte Textilien anbieten, schwierig hingegen ist es noch immer bei Computern, Smartphones, etc. sozial-ökologisch hergestellte Produkte zu bekommen. Wir wollen wissen, woran das liegt und wie das geändert werden kann.
Und natürlich wollen wir auch über den Tellerrand hinausschauen und auf andere Kommunen, auf die Bundesländer und den Bund blicken. Wie steht es dort um nachhaltige Beschaffung, den fairen Handel und ökologisch-sozialen Konsum?
Als Gesprächspartner_innen kommen die Stadtverwaltung, die aktive Münchner Zivilgesellschaft, Stadträt_innen und Expert_innen aus der Wissenschaft, Vertreter_innen aus der Politik, Wirtschaft, und von NGO’s in Frage.
Nicht zuletzt wollen wir mit Zertifizierern und Organisationen, die die Siegel vergeben, über ihre Arbeit sprechen.
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