Filmkritik „Der ganz normale Wahnsinn – Working Mum“

wm_1Die Investmentmanagerin working mum (Sarah Jessica Parker) arbeitet in einer Fondsgesellschaft und schreibt dort tolle Konzepte, die selten gelesen werden. Zu Hause hat sie zwei Kinder (zwei und sechs Jahre alt) und Richard (Greg Kinnear), ihren Ehegatten. Richard ist nicht nur Erzeuger, er ist auch Vater der gemeinsamen Kinder.Was allerdings eher sparsam gezeigt wird.
Beruflich sind beide sehr eingespannt, was aber nur ihr zum Verhängnis wird. Wie gesellschaftlich gewünscht gehen die Frauen des Films aufeinander los. Die Haarfarben der Frauen sind entsprechend vergeben. Die strahlende Alleinerziehende und working mum (rothaarig und straßenköterblonde Löwenmähne) sind die Gegnerinnen für die beiden nichtarbeitenden Verheirateten (strohblond und sehr dunkles brünett). Es geht um selbstgebackene und gekaufte Teigwaren für den Kuchenbasar in der Schule. Da wird ein Keks mit den „richtigen“ Zutaten zur Waffe im Kampf der Mütter.
Die Blonde muss zwar nicht so aussehen wie Doris Day. Sie ist eher eine schlecht gespielte Karrikatur des eventuell doch vom Film kritisierten Mutter- und Gattinnen-Bildes.
Working mum ist wirklich glücklich verheiratet, sie und ihr Gatte haben Spaß am Sex und … sie lieben ihre Kinder über alles. Letztendlich kriegen sie immer ALLES hin, ein Versagen gibt es nicht in der neoliberalen Komödie.
Der zweijährige Sohn kann noch nicht sprechen? „So ist das“, wenn mum arbeitet. „Andere Kinder in dem Alter“ können das Alphabet rück- und vorwärts singen.
Überall klebt der Vorwurf. Die Klischee-Schwiegermutter mit der modernen Frisur sagt das zu Erwartende. Im Hintergrund läßt der schweigsame Schwiegervater seinen Drachen steigen.
Eines Tages wird eines der Konzepte von working mum doch gelesen. Von da an muss sie noch mehr mit dem Flugzeug fliegen und trifft Jack AbelHAMMER (Pierce Brosnan). Der ist ein sehr moderner und für alles Verständnis habender Mann. Er kann sogar SMSe verkehrtherum lesen und spielt grandios und siegreich Bowling. An seiner Seite geht es in der Karriere von working mum aufwärts.
Solange frau erfolgreich in ihrem Beruf ist und sogar fiese männliche Kollegen mit vier(!) Kindern ausstechen kann, darf sie in vollgesabbertem business suit auf meterhohen High heels durch Boston rasen. Zwischen Wohnung, Kinderbetreuungsstätten, Flughäfen, Hotels, Büros…
Das Kostüm muss allerdings Größe 34 haben. Working mum muss sich dauernd bei den in der Hierachie höher Stehenden bedanken. Erfolgreich und optisch attraktiv, genau in der richtigen sexy-Mischung aus pfiffig, devot und dauergutgelaunt. Und immer wieder muss sie erzählen, wie sehr sie ihre Kinder liebt.
Die Akzeptanz und Bestätigung kommt nur von den Männern des Films. Einen Counterpart gibt es in der sich eingepanzert habenden, ebenfalls sehr gut aussehenden Kollegin. Auch diese arbeitet brillant und hält sich durch unpersonalisierte sexuelle Aktivitäten am Leben. Als die Verhütung versagt, kommt sie sehr ins innere Schleudern. Ihre tränenreiche Entscheidung wird zum Grundton des Films passen.
Working mum darf schon mal müde aussehen, ungekämmte, temporär verlauste Haare haben, nach Kinderkotze riechen und mit zwanzig Luftballons für den Kindergeburtstag den Bürofahrstuhl verstopfen. Denn: Working mum‘s Konzept für einen neuen Fonds wurde gelesen, als erfolgversprechend erkannt und hat zum Ruhm der Firma geführt. So kann es weitergehen. Nur der arme Zweijährige muss in die Sprachtherapiegruppe.
Der Film will keine Lösung anbieten.
„Der ganz normale Wahnsinn – Working Mum“ („I Don’t Know How She Does It“) startet am 17. November 2011 in den Kinos.

Foto: Central Film Verleih

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