Die Preise des DOK.festes 2012

Wettbewerb DOK.international
Der klassische Wettbewerb für international renommierte Produktionen, die weltweit für Aufsehen sorgen. Die Filme in dieser Reihe sind nominiert für den Dokumentar:Filmpreis:2012 des Bayerischen Rundfunks und der Telepool GmbH (dotiert mit 10.000 EUR).
Der Preis geht an:
SIX MILLION AND ONE – David Fisher
Israel, Deutschland, Österreich 2011, 97 Min., HD Cam
Das Tagebuch des Vaters und seine Erinnerungen an seine langjährige KZ-Haft führ t vier Geschwister auf eine Reise in die Vergangenheit nach Österreich. Auf den Spuren der Leidensgeschichte ihres Vaters suchen sie nach Antworten für ihre persönliche Familiengeschichte und finden dabei auf eindrucksvolle Weise als Geschwister zueinander.
Deutschlandpremiere auf dem DOK.fest
Kinostart in Österreich am 11. Mai 2012, in Deutschland im Herbst!

Jury-Begründung: So würde man keinen Film über eine der größten Tragödien der Menschheitsgeschichte erwarten. Der Filmemacher nimmt uns mit auf eine Reise, die einen 97 Minuten in Bann hält – lachen und weinen lässt. Auf erzählerisch meisterhafte Art konfrontiert er uns schonungslos, entwaffnend ehrlich, direkt und voller überraschender Wendungen mit den bisher unausgesprochenen Gefühlen um eine dramatische Familiengeschichte und damit letztlich auch  mit Fragen universeller G ültigkeit.
zudem Special Mention der Jury:
THIS IS NOT A FILM – Jafar Panahi, Mojtaba Mirtahmasb

In film nist
Iran 2011, 75 Min.
Auf einem USB-Stick, versteckt in einem Kuchen, aus dem Iran nach Cannes geschmuggelt. Teilweise mit einem iPhone gedreht. DIES IST KEIN FILM von Jafar Panahi. Halb Magritte, halb augenzwinkernd bitteres Bekenntnis, einem unbarmherzigen Berufsverbot Folge leisten zu müssen. Kunst oder Widerstand? Auf jeden Fall: kein Film, den man verpassen darf!
Deutschlandpremiere auf dem DOK.fest
Sendetermin: ARTE Mittwoch 23. Mai 2012

Die Jury: Eine lobende Erwähnung geht an einen elegant strukturiert en und charmanten Film mit dem Titel THIS IS NOT A FILM,  der sich mit Klugheit und Witz über die schwierige Situation der Filmemacher im Iran spielerisch hinwegsetzt. Heraus kommt dabei ein überraschend frisches und unterhaltsames Stück Kino, das sich scheinbar allen Regeln der Filmkunst widersetzt und dabei doch der prekären Situation der iranischen Opposition eine starke und ermutigende Stimme verleiht.
Jury DOK.international und DOK.horizonte:
Elena Subirà I Roca (Produktionsleiterin DocsBarcelona, Vorsitz des Audiovisual Management bei Parallel 40), Jörg Bundschuh (Kick Film GmbH, München), Rada Sesic (Filmemacherin, Beraterin und Lehrbeauftragte, Niederlande), Walter Greifenstein (Redaktion BR, München) und Sissi Korhonen (Intercultural/Audiovisual Communicator, Finnland und Italien).
Wettbewerb DOK.deutsch
Der deutschsprachige Wettbewerb für Filme, die sich thematisch und geographisch vorwiegend mit dem deutschsprachigen Raum auseinandersetzen. Die Filme in dieser Reihe sind nominiert für den BLM Filmpreis 2012 der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (dotiert mit 5.000 EUR).
Der Preis geht an:
DAS SCHLECHTE FELD – Bernhard Sallmann
Deutschland 2011, 64 Min., 16 mm
Hier kann kein Kraut mehr wachsen. Ansfelden ist von einer Autobahn zerschnitten. Im 2. Weltkrieg führte der Todesmarsc h von KZ-Häftlingen durch den Ort. Auf einem der Felder wurde ein Arbeitslager errichtet. Eine kluge und komplexe Betrachtung der Heimat.
Jury-Begründung: Zersiedeltes Niemandsland zwischen aufgegebenem Vierkanthof, ehemaligem Arbeitslager und Autobahn. Eigene und fremde Erinnerungen und Geschichten.  Eine Landschaft zwischen Schatten und Licht. Und der gelungene Versuch, aus all dem in der komplexen Montage von Bild, Ton und Erzähl-Ebene einen gemeinsamen filmischen Raum zu konstruieren.
Dafür, und für einen beharrlichen Gestaltungswillen, der sich aktuellen Trends widersetzt, geht der Preis im deutschsprachigen Wettbewerb an Bernhard Sallmann für DAS SCHLECHTE FELD.

Jury DOK.deutsch und FFF-Förderpreis: Dr. Andreas Rost (Filmdozent an der Universität München), David We gmüller (Solothurner Filmtage), Barbara Pichler (Festivalleitung Diagonale, Graz), Silvia Hallensleben (Filmjournalistin, Berlin) und Matthias Helwig (Leiter Fünf-Seen-Filmfestival, Starnberg und Umgebung).
Wettbewerb DOK.horizonte
Der Wettbewerb für Filme aus Entwicklungs- und Schwellenländern, die unter schwierigen politischen oder finanziellen Bedingungen entstanden sind und die sich für die Menschenrechte, für soziale Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung engagieren.
Diese Filme sind nominiert für den Horizonte Preis 2012 des DOK.fest München (dotiert mit 3.000 EUR). ARTE ist Sponsor der DOK.horizonte Reihe.
Der Preis geht an:
BACHELOR MOUNTAIN – Yu Guangyi
China 2011, 100 Min., 16 mm
San Liangzi ist Waldarbeiter im Nordosten Chinas und immer noch Junggeselle. Er ist verliebt in die Wirtin eines Landgasthofes. Sie aber ist emanzipiert und will keinen Mann. Eine Geschichte der Herzen, die ganz nebenbei von den Umwälzungen in China erzählt.
Deutschlandpremiere auf dem DOK.fest
Jury-Begründung: Der Film BACHELOR MOUNTAIN entführt uns in die karge und entbehrungsreiche Welt einer abgelegenen Region Chinas. Wir werden intime Zeugen einer berührenden Liebesgeschichte, die ganz nebenbei auch die dramatischen Verränderu ngen des Landes widerspiegelt.

zudem Special Mention der Jury:
EL LUGAR MAS PEQUENO – Tatiana Huezo Sánchez

THE TINIEST PLACE
Mexiko 2011, 108 Min., 16 mm
Ungemein poetisch erzählter Film über den salvadorianischen Bürgerkrieg. Im hügeligen Dschungel liegt ein kleines Dorf, alles scheint normal, doch im Dickicht der Erinnerungen erscheinen die Geister der Toten. Magischer Realismus pur.
Die Jury: Mit bestechend starken Bildern nähert sich der Film einem vom Bürgerkrieg verwundeten Ort in San Salvador. Dabei gelingt es dem Filmemacher mit einnehmendem Respekt für seine Protagonisten, alle leidvollen Erfahrungen zur Sprache zu bringen und gleichzeitig einen l iebevollen und hoffnungsvollen Blick in die Zukunft zu werfen.

FFF-Förderpreis Dokumentarfilm
Vom FilmFernsehFonds Bayern gestiftet (dotiert mit 5.000 EUR), für Bayerische Nachwuchsregisseure.
Der Preis geht an:
SCHNEE – August Pflugfelder

Deutschland 2012, 75 Min., 16 mm
Eine leise essayistische Reise in die Weiten und Welten der Wintersportindustrie. Was passiert abseits der Pisten, zur Sommer- und Winterzeit? Eine ruhige Beobachtung die Fragen aufwirft ohne zu werten. Eindrucksvoll, bildstark, st ill und fragend.
Weltpremiere auf dem DOK.fest
Jury-Begründung: Von den Berggipfeln einer scheinbar unberührten winterlichen Alpenlandschaft senkt sich der Blick ins Pitztal um Sölden hinab, um dem Skitourismus in all seinen Facetten auf den Grund zu gehen.
Um das Gravitationszentrum Hotelbetrieb herum zeigt der Film den logistischen Apparat von Bergbahnen, Schneekanonen, Rettungsdiensten bis hin zur organisierten Animation, der den Skisport zum Event mutieren lässt. Fast gänzlich ohne Interviewpassagen gelingt dem Regisseur August Pflugfelder, der neben Magdalene Hutter und Kaspar Kaven auch für die präzise Kamera verantwortlich zeichnet, ein erschreckender bis belustigender Blick hinter die Kulissen des Tourismusgewerbes, das die Landschaft zunehmend nach seinen Bedürfnissen umgestaltet.

Preise im filmschool.forum:
megaherz filmschool award
Dotiert mit 2.500 Euro, gestiftet von megaherz für den besten Studentenfilm. Ausgewählt von einer Studenten-Jury.
Der Preis geht an:
HIMMEL VOLLER GEIGEN – Uisenma Borchu

D 2011, 42 Min.
Die Geigerin Irmgard Hitzig ist 89 und leidenschaftliche Musiklehrerin. Kein klassisches Porträt, sondern eine Begegnung und Spurensuche. Gleichzeitig die berührende Geschichte einer Freundschaft zwischen den Generationen.
Jury-Begründung: Der Film zeigt die Begegnung der jungen Regisseurin Uisenma Borchu mit der 89-jährigen Geigerin Ir mgard Hietzig. Im intensiven Dialog der Filmemacherin, die auch als Protagonistin in Erscheinung tritt, entsteht ein ungewöhnliches Portrait, das uns sowohl die schönen Seiten als auch die Herausforderungen des Filmemachens zeigt.  Uisenma Borchu nähert sich ihrer Protagonistin mit echter Neugierde und Empathie, aber auch mit dem Druck die Essenz eines Menschen in eine filmische Form zu pressen. Dabei bleibt sie  konsequent und ehrlich zu uns als Zuschauer. So entsteht ein ungeschönter Dialog zwischen den Generationen, der eine große Bandbreite an Gefühlen auslöst. In leisen Momenten und durch eine einfühlsame Kameraarbeit entfaltet sich die besondere Qualität des Films. Insgesamt überzeugte „Himmel voller Geigen“ als sensibler Film über Leben und Sterblichkeit, voller Humor und Melancholie.



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